Einst als subtiles Mittel politischen Protestes und zivilen Ungehorsams genutzt, hat sich das Guerilla-Gardening längst zu einem urbanen Trend entwickelt, bei dem öffentliche Flächen durch Bepflanzung und Begrünung verschönert werden. Eine Renaissance erlebt die Praxis des wilden Pflanzens als Protestform dabei seit 2000, als sich Umweltaktivisten und Globalisierungsgegner trafen und den Parliament Square bepflanzten, um die Straßen Londons  zurückzuerobern.

Guerilla Gardening als Protestform

Kommen für den politischen Protest z. B. Samenbomben zum Einsatz, werden Gentechnik-Freilandversuche durch Zwischensaaten natürlicher Sorten gestört und Golfplätze mit Dornen bepflanzt, wünschen sich andere Aktivisten primär eine lebenswertere Umwelt. Sie nutzen brachliegende Flächen im öffentlichen Raum für den Gemüseanbau, begrünen Hinterhöfe und schaffen Gemeinschaftsgärten.

Erfolgen die Pflanzaktionen ohne Zustimmung des Eigentümers, ist das Guerilla Gardening offiziell eine Straftat (Sachbeschädigung). Meist ahnden die Gemeinden derartige Verstöße jedoch nicht, sondern begrüßen die spontanen Pflanzaktionen sogar.

Ausdrucksformen des Guerilla Gardenings

Das Guerilla Gardening beschränkt sich nicht auf einzelne Aktionsformen. Allen gemein ist jedoch, dass diese nicht offiziell genehmigt sind und sich so vom Begriff des Urban Gardening unterscheiden, für das meist Flächen zur Verfügung gestellt werden.

Samenbomben für die heimliche Aktion

Die Aussaat der Pflanzen erfolgt oft heimlich und quasi im Vorbeigehen. Behilflich sind hier sogenannte Samenbomben – Kugeln aus Erde, Ton und Saatgut, die man einfach fallen lassen oder auf Verkehrsinseln werfen kann. Bei Regen durchweichen die Kugeln und die enthaltenen Samen keimen. Diese „Nichts-Tun-Landwirtschaft“ ist schon seit kurz nach dem Zweiten Weltkrieg durch den japanischen Mikrobiologen und Landwirt Masanobu Fukuoka bekannt, der seit den Siebzigerjahren regelrechte Pilgerströme auslöste, als Menschen seine unkonventionelle Methode erlernen wollten.
Inzwischen gibt es die Saatkugeln in zahlreichen Onlineshops. Auch WOLF-Garten folgt mit dem Saatkugel-Set dem Trend. Die Kugeln enthalten eine Wildblumenmischung, die zahlreichen Insekten, Bienen und Schmetterlingen im tristen Großstadtdschungel Nahrung bietet.
Alternativ kann man die Seed Bombs auch selbst herstellen. Dazu reicht ein Gemisch von Tonerde oder Tonpulver, Blumenerde, Wasser und Samen schon aus. Die geformten Kugeln braucht man nur noch möglichst schnell, d. h. innerhalb von 12 Stunden zu trocknen – fertig ist die Saatbombe Marke Eigenbau.

Wände und Mauerspalten begrünen

Mit einem Gemisch aus Buttermilch und Moos lassen sich unansehnliche Wände und graue Betonpfeiler begrünen. Es reicht schon aus, die Wände damit zu besprühen, die dann unter idealen Voraussetzungen begrünen. Feuchte Samenbomben finden Platz in Mauerspalten und mithilfe von Küchenpapier lassen sich zuhause Symbole aus Samen vorbereiten, die dann nur noch im öffentlichen Raum platziert, angegossen und mit etwas Erde bedeckt werden brauchen.

Grünstreifen und Co. bepflanzen

Weniger als Protestform, sondern vielmehr mit dem Gedanken, den öffentlichen Raum zu verschönern, entwickeln sich vielerorts ganze Straßenzüge in blühende Oasen. Anwohner funktionieren immer häufiger die Rasenflächen von Grünstreifen zu Beeten um, in denen Stauden, Blumenzwiebeln und Sträucher wie Flieder für eine farbenfrohe Vielfalt sorgen. Daneben werden immer mehr auch ganze Blumenkübel, alte Tonnen und Kisten liebevoll bepflanzt und werten das Straßenbild auch dort auf, wo keine Grünstreifen vorhanden sind.

Wer hingegen nur die eine oder andere Blumenzwiebel in die Erde bringen will, nimmt am besten eine Pflanzkelle oder direkt ein komplettes Kleingeräte-Set der multi-star-Serie von WOLF-Garten mit. Dies lässt sich unauffällig im Rucksack verstauen, ist bei der einen oder anderen Pflanzaktion jedoch sicherlich hilfreich.
Eine Garantie, dass die selbst gezimmerten Konstruktionen dauerhaft von Bestand sind, gibt es natürlich nicht. Die Erfahrung zeigt aber, dass sorgsam gestaltete Pflanzgefäße auch im öffentlichen Raum toleriert werden, so lange sie keine Gehwege versperren, Parkplätze blockieren oder Rettungswege beeinträchtigen.

Tipps für das erfolgreiche Guerilla Gardening

  • Mehrjährige Pflanzen führen zu einem wiederkehrenden Erfolg. Gerade Tulpen, Narzissen und Krokusse sind von den meisten Stadtgärtnern akzeptiert.
  • Dient das Guerilla Gardening einem bestimmten Ziel, entscheidet auch die Wahl der Pflanzen über den Erfolg der Aktion.
  • Auf Neophyten sollte man verzichten, da diese aufgrund ihrer Anpassungsfähigkeit und ihres schnellen Wuchses andere heimische Arten verdrängen. Auch liefern nur einheimische Pflanzen einen Nutzwert als Nahrungsquelle.
  • Nicht jede Pflanze wächst auf jedem Boden. Wer mit grundlegenden Regeln zur Erkennung der Bodenbeschaffenheit vertraut ist, steigert den Erfolg seiner Aktionen. So deutet ein üppiger Brennnesselbewuchs z. B. auf einen stickstoffreichen Lehmboden hin.
  • Oft geben Gärtnereien Blumenzwiebeln ab, wenn sie sich nicht mehr für den Verkauf eignen. Einheimisches Saatgut kann man auch einfach sammeln und trocknen.
  • Besonders gut geeignet sind enge Flächen, an denen der städtische Rasenmäher keine Chance hat. Die Samen haben dann ausreichend Zeit, um zu gedeihen und laufen nicht Gefahr, dem Rasenmäher zum Opfer zu fallen.

Guerilla Gardening trägt zu einer Verschönerung des Stadtbildes bei. Die meisten Aktionen sind zwar nicht auf Dauerhaftigkeit ausgelegt, tragen jedoch temporär zu farbenfrohen Flecken bei und regen sicherlich den einen oder anderen Passanten zum Nachdenken an.