Steigen die Temperaturen im März oder April wieder an, ist es an der Zeit, um den Garten aus dem Winterschlaf zu erwecken. Dazu gehört auch der Rasen, wenn er mit seiner Wachstumsphase beginnt. Um den vitalen Start möglichst einfach zu gestalten und gleichzeitig unansehnliche Moose und Unkräuter zu entfernen, empfiehlt sich das Vertikutieren zu Beginn des Rasenjahrs.

Was bedeutet Vertikutieren?


Durch das Vertikutieren entfernt man Moose, Rasenfilz und Unkraut aus der Rasenfläche. Der Begriff stammt aus einer Kombination der englischen Wörter vertical und cut, d. h. im Prinzip geht es beim Vertikutieren um einen senkrechten Schnitt. Dadurch gelangt mehr Luft an die Rasenpflanzen, die so gesünder und kräftiger wachsen können. Vor allem schwere Böden, die zu Staunässe neigen, und auch schattige Bereiche sind anfällig für Moose und Unkraut. Das Vertikutieren ist damit eine wichtige Maßnahme für ein sattes und dichtes Grün, das sich mindestens einmal im Jahr als fester Bestandteil der Rasenpflege empfiehlt.

Bei einem Vertikutierer ritzen scharfe Messer die Grasnarbe wenige Millimeter tief auf und lösen so oberflächlich wachsendes Moos sowie die Wurzeln von Unkräutern. In der Regel lässt sich die Tiefe bequem über einen Hebel einstellen, sodass das Vertikutieren auch wirklich gleichmäßig erfolgt.

Wann ist der ideale Zeitpunkt zum Vertikutieren?


Beginnen die Halme nach dem Winter wieder zu wachsen, ist es an der Zeit, den Vertikutierer aus dem Geräteschuppen zu holen. Abhängig von den Temperaturen kann das im März, April oder auch erst im Mai sein. Auch wenn das Vertikutieren den ganzen Sommer über möglich ist, empfiehlt es sich, diese Arbeit recht frühzeitig durchzuführen, sodass sich der Rasen schnell Wochen erholen kann. Schließlich sieht der Rasen nach getaner Arbeit meist erstmal etwas ramponiert aus und braucht etwas Zeit, um kleinere Lücken zu schließen.

Temperaturen zwischen 8 und 20°C sind ideal, allzu große Hitze ist hingegen ungeeignet. Auch Nässe bietet sich nicht an, da sich durch die Messer so unbeabsichtigt die komplette Grasnarbe lösen kann.

Je nach Rasenbeschaffenheit ist es unter Umständen sinnvoll, den Rasen noch ein zweites Mal im August oder September zu vertikutieren. So lassen sich flach wachsende Unkräuter vor dem Herbst nochmals entfernen.

Wann sollte man auf das Vertikutieren verzichten?


Vorsicht geboten ist bei frisch angelegten Rasenflächen: Da die Wurzeln hier noch nicht fest verankert sind, besteht die Gefahr, dass auch die Rasenpflanzen das Vertikutieren nicht überstehen. Im Idealfall wartet man nach Neuanlagen also 2-3 Jahre ab, bis es ans erste Vertikutieren geht.
Ist die Rasenfläche durchsetzt von Unkräutern, die sich über Ausläufer ausbreiten (z. B. Gundermann) kann das Vertikutieren ebenfalls kontraproduktiv sein, da sich die Pflanzen durch die Durchtrennung der Wurzeln dann zusätzlich vermehren und ausbreiten.

Ablauf des Vertikutierens


Der erste Schritt ist das Absammeln von Laub und groben abgestorbenen Pflanzenteilen. Manchmal hat sich bei nass-kalten Temperaturen Schimmel gebildet, sodass der Boden erst abtrocknen sollte. Anschließend erfolgt einer erster Schnitt. Hier gilt es, nicht zu viel zu schneiden: Ein Drittel der Halmlänge ist genug. Andernfalls verliert die Rasenpflanze zu viel Energie und kann nicht mehr kräftig wachsen. Nach dem Mähen bietet es sich an, den Rasen erstmalig zu düngen.

2-4 Tage vor dem Vertikutieren folgt ein zweiter, möglichst kurzer Schnitt. Das Vertikutieren erfolgt im Anschluss an das Mähen einmal in Längs- und einmal in Querrichtung. Dabei berühren die Messer den Boden nur leicht, um die Wurzeln der Rasenpflanzen nicht zu beschädigen. Ein Eindringen von 3-5 mm ist definitiv ausreichend. Damit ist sichergestellt, dass sich auch alle Wurzeln lösen. Die Vorwärtsbewegung sollte dabei gleichmäßig und zügig sein und ein allzu langes Verweilen auf einer Stelle vermeiden.

Die gelösten Moose und Unkräuter lassen sich dann ganz einfach mit einem Rechen einsammeln, sofern der Vertikutierer nicht ohnehin über einen Fangsack verfügt.

Es ist normal, dass sich kleinere kahle Stellen bilden, die sich allerdings in den kommenden Wochen selbstständig wieder verschließen. Nur bei größeren Flecken bedarf es einer Nachsaat, wobei diese Stellen dann natürlich erstmal nicht begehbar sind. Besonders geeignet sind hier spezielle Saatmischungen wie der Vertikutier-Mix von WOLF-Garten.

Nach dem Vertikutieren empfiehlt es sich, den Rasen mit einem organischen oder mineralischen Dünger zu stärken. Bei künstlichen Düngern ist es wichtig, auf die Menge und eine gleichmäßige Verteilung zu achten, um den Rasen nicht zu überdüngen. Diese Problematik entfällt bei organischen Düngern weitgehend. Wichtig ist in jedem Fall eine stickstoffbetonte Düngekomposition, die auf den Nährstoffbedarf des Rasens im Frühjahr abgestimmt ist (bzw. beim Vertikutieren im Herbst eben auf diese Jahreszeit).

Welche Geräte eignen sich zum Vertikutieren?


Besonders bequem ist bei mittelgroßen und großen Rasenflächen natürlich der Einsatz eines elektrischen Vertikutierers. Den gibt es als Akku- oder kabelgebundene Variante, wobei ersteres natürlich mehr Flexibilität verspricht. Ein Benzin-Vertikutierer eignet sich durch seine Leistungsstärke vor allem für große Gärten sowie trockene und schwere Böden, birgt ansonsten allerdings hinsichtlich der Emissionen und Geräuschentwicklung einige Nachteile.

Alternativ gibt es kostengünstige Hand-Vertikutierer, die im Prinzip gleich funktionieren, allerdings durch Muskelkraft angeschoben werden. Die Anschaffung ist kostengünstig, der Wartungsaufwand gering. Geeignet sind diese Gerätschaften, die es entweder mit Rädern oder in Rechenform gibt, vor allem für kleinere Rasenflächen.

Will man auf die Anschaffung eines Vertikutierers verzichten, eignet sich im Prinzip auch ein handelsüblicher Rechen, um das Moos zu entfernen. Schmale Modelle sind hier aufgrund des geringeren Kraftaufwandes sicherlich die bessere Wahl, auch wenn der Arbeitsfortschritt mit einem breiten schneller vonstattengeht.

Fazit


Das Vertikutieren sollte bei jedem Rasen zum festen Bestandteil der jährlichen Rasenpflege gehören – zumindest, wenn man Wert auf eine dichte und gesunde Rasenfläche legt. Die Anschaffung von elektrischen Geräten ist nicht teuer, erleichtert die Arbeit jedoch ungemein.