Hanf gilt als eine der ältesten Nutzpflanzen der Welt. Im Gegensatz zum THC-haltigen Hanf spielt Nutzhanf (cannabis sativa) vor allem eine Rolle bei der Gewinnung von Hanffasern, Hanfsamen (für Hanföl) sowie der Blüten und Blätter, um ätherische Öle zu produzieren. Neue Pressverfahren ermöglichen zudem, den Hanfsaft der oberen Blattteile für die Ernährung zu nutzen. Damit sind alle Pflanzenteile zur Herstellung von Lebensmitteln geeignet.

Rechtliche Lage in Deutschland

Insgesamt stehen 52 Hanfsorten zur Verfügung, die über einen hohen Faseranteil von 30-40 Prozent und nur einen geringen THC-Anteil von unter 0,2 Prozent verfügen. Entsprechend eignet sich Nutzhanf nicht zur Erzeugung von Haschisch und Marihuana. Beim Anbau darf ausschließlich zertifiziertes Saatgut entsprechend einer Sortenliste zum Einsatz kommen, die auch aktuell nicht gestattete Sorten anzeigt. Wer nicht direkt einen kompletten Sack voller Hanfsamen benötigt, hat zumindest in Deutschland Probleme bei der Beschaffung von Saatgut - sofern dieses für den Anbau und nicht zu Souvenirzwecken bestimmt ist. 

Der Anbau muss der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung als zuständiger Behörde ebenso angezeigt werden wie der Beginn der Blütezeit. Meist bleibt die Genehmigung des Anbaus landwirtschaftlichen Betrieben vorbehalten, Privatpersonen haben kaum eine Chance auf eine Genehmigung.

Unterschiede zu THC-haltigem Hanf

Sowohl die Hanfart cannabis sativa, die als Nutzhanf zum Einsatz kommt, als auch ihre Verwandte cannabis indica werden zur Herstellung von Rauschmitteln genutzt. Dazu werden die weiblichen Blüten verwendet, die sich in ihrer Ausprägung maßgeblich von den männlichen unterscheiden und durch den THC-Anteil auszeichnen, der berauschend wirkt. Der THC-Gehalt, d. h. der Anteil des psychoaktiven Wirkstoffes Tetrahydrocannabinol (THC) variiert dabei zwischen einem Mindestwert von 3 und maximalen Bestwerten von 30 Prozent, wobei der Durchschnitt bei etwa 10 Prozent liegt. Bei den Sorten des cannabis sativa ist die Wirkung dabei stärker psychedelisch und anregend, bei cannabis indica eher sedativ und einschläfernd.

Aufgrund der auffälligen Wuchsform findet der illegale Anbau von THC-haltigen Hanfpflanzen in Deutschland vor allem Indoor statt, was aufgrund der Nachbildung der natürlichen Licht- und Luftverhältnisse mit einem erheblichen Aufwand verbunden ist.

Der geeignete Boden für Nutzhanf

Hanf fühlt sich auf humusreichen, tiefgründigen Böden mit einem hohen Nährstoffanteil besonders wohl. Unabdingbar für ein prächtiges Wachstum ist ausreichend Wärme, sodass in Deutschland vor allem die früheren Sorten gedeihen. Da die Wurzeln bis zu 3 m tief in den Boden reichen, können die Pflanzen den relativ hohen Wasserbedarf auch in längeren Trockenperioden ohne künstliche Bewässerung decken. Zu vermeiden sind hingegen Staunässe, saure oder verdichtete Böden, steile Hanglagen und Höhenlagen. Grundsätzlich ist Hanf jedoch genügsam, so lange ausreichend Licht die Pflanze bestrahlt.
Für den Anbau reichen Spaten und Hacke aus, um den Boden ausreichend zu lockern. Da die Pfahlwurzel tief in den Boden eindringt, ist eine ausreichend tiefe Lockerung des Bodens vor dem Einsetzen hilfreich. Das Pflanzloch füllt man einfach mit etwas Anzucht- oder Blumenerde auf. Allzu lehmige oder sandige Böden sind zu vermeiden. Ist der Boden zu sauer, d. h. liegt der pH-Wert unter 5,5 - 6,5, hilft die Beigabe von etwas Kalk, um ein gesundes Pflanzenwachstum zu fördern.

Positive Effekte auf den Boden

Nutzhanf wirkt sich in der Fruchtfolge äußerst gut auf die Bodenbeschaffenheit aus. Die tief wachsenden Wurzeln lockern den Boden nachhaltig auf, es besteht ein positiver Effekt auf die Bodengare und die Unterdrückung von Unkraut ist beim Hanfanbau hoch. Aufgrund seiner Selbstverträglichkeit lässt sich Hanf auch mehrere Jahre hintereinander am gleichen Standort anbauen. Das Stroh der verwelkten Pflanzen eignet sich zudem hervorragend als Dünger.

Für sein Wachstum bedarf es bei Hanf weder Unkrautvernichtungs- noch Pflanzenschutzmitteln. Lediglich für eine ausreichende Versorgung mit Stickstoff, Phosphor und Kalium muss gesorgt werden. Mit einer Aussaat zwischen Mitte April und Mitte Mai und einer Erntezeit von Juli bis September wächst die einjährige Pflanze sehr rasch bis zu 4 m hoch.

Verwertung von Nutzhanf

Während die Nutzung von Hanffasern für Seile, Papier oder Dämmstoffe ausschließlich durch industrielle Verarbeitung erfolgen kann, ist der Verzehr von Hanfsamen ohne Großbetrieb möglich. Die Samen enthalten Proteine, Kohlenhydrate und Fette ebenso wie einen hohen Anteil an Ballaststoffen und verschiedene wertvolle Vitamine und Mineralien. Die Samen eignen sich aufgrund der vielen Nährstoffe daher auch hervorragend als Futter für Fische, Vögel und Säugetiere. 

Aus Hanfsamen gepresstes Hanföl hingegen ist reich an ungesättigten Fettsäuren. Insgesamt tragen die wertvollen Inhaltsstoffe zu einer gesunden Ernährung bei. Darüber hinaus kommt das Öl in der Kosmetikindustrie und als Lampenöl zum Einsatz.

Destilliert man Blätter und Blüten lässt sich darüber hinaus ein ätherisches Öl gewinnen, das sich als Zusatzstoff für Bier, Schokolade oder Eistee eignet. Alles in allem ist Nutzhanf eine wertvolle Ergänzung für die gesunde Küche.

Beim Anbau von Hanf im eigenen Garten ist Vorsicht geboten. Wenngleich die Pflanze an sonnigen Standorten einen wertvollen Beitrag zur Verbesserung der Bodenqualität zu leisten vermag und einen Mehrwert für die eigene Küche bietet, so ist der Anbau von Nutzhanf in Deutschland genehmigungspflichtig. In Österreich und anderen Staaten hingegen ist ein legaler Anbau durch Privatpersonen möglich. Eine vorherige Information über die rechtliche Lage ist damit unabdingbar, um Bußgelder zu vermeiden.