Mangold, Pastinaken, Topinambur, Rüben, bunte Karotten oder Erdbeerspinat – sie alle gehören zu den alten Gemüsesorten, die im Lauf der Industrialisierung durch ertragreichere Arten verdrängt wurden und so vom menschlichen Speiseplan verschwanden. Erst allmählich folgt eine Rückbesinnung auf diese alten Gemüsesorten, die nicht nur beim Anbau besonders robust sind, sondern im Verzehr auch außerordentlich schmackhaft und gesund.

Im Handel sind alte Sorten weiterhin Mangelware

Nur langsam verändert sich der Trend, ausschließlich optisch makelloses Gemüse konsumieren zu wollen. Krumme Gewächse mit augenscheinlichen Schönheitsfehlern gelangen meist gar nicht erst in den Handel. Hinzu kommt, dass Verbraucher süßen Geschmacksrichtungen meist den Vorzug geben, sodass einige Sorten kaum mehr erhältlich sind.

So ist es kaum verwunderlich, dass die alten Sorten bis heute kaum im Handel vertreten sind – am ehesten fündig wird man auf regionalen Wochenmärkten. Wer jedoch nicht das Glück hat, das alte Gemüse kaufen zu können, kann auf Saatgut zurückgreifen und sich die Pflanzen im eigenen Garten selbst ziehen.

Vorteile alter Gemüsesorten

Alte Gemüsesorten haben im Vergleich zu den Pflanzen neuerer Generationen zahlreiche Vorteile. Sie sind optimal an die klimatischen Bedingungen einer Region angepasst und damit äußerst robust. So kommen sie mit Kälte und Trockenheit besser zurecht und brauchen auch keine Kunstdünger.

Hinzu kommt, dass die Sorten samenfest sind. Gewinnt man Saatgut aus aktuellen Gemüsesorten, ist das Ergebnis des Wuchses in der folgenden Generation meist überraschend. Die durch Züchtung in der Elternpflanze vereinten Eigenschaften spalten sich in der Folgegeneration wieder auf – es entsteht eine andere Pflanze als die Elternpflanze. Bei alten Sorten ist dies nicht der Fall. Das spart langfristig Geld, da man die Samen für kommende Jahren jeweils aus der aktuellen Generation entnehmen kann.
Auf dem Teller sorgen alte Sorten für optische Vielfalt. Lila Karotten, bunter Mais und rosa Kartoffeln steigern den Genuss der ohnehin geschmacksvollen Gemüsesorten noch weiter.

Nicht zuletzt ist der hohe Nährstoffgehalt der Sorten zu nennen. Da das Gemüse langsamer wächst, bilden sich mehr Nährstoffe. Zudem ist der Anteil sekundärer Pflanzenstoffe höher, die dem Gemüse seine charakteristische Farbe verleihen und es vor Schädlingsbefall schützen. Im menschlichen Organismus wirken viele dieser Stoffe entzündungshemmend, den Blutdruck und Cholesterinspiegel senkend und antioxidativ, d. h. sie fangen freie Radikale ab und senken das Krebsrisiko.

Welche alten Gemüsesorten gibt es?

Die Liste der alten Gemüsesorten ist lang. Meist sind die alten Sorten eng mit heute gängigen Vertretern verwandt. So kennt wohl jeder die Rote Bete. Von der angenehm fruchtig schmeckenden Gelben Bete haben vermutlich allerdings die wenigsten Menschen schon mal etwas gehört. Und auch die Weiße Bete und die Weiß-rote Bete gehören zur gleichen Familie, die zwischen September und April den Speiseplan um farbige Varianten ergänzen können.

Kartoffeln

Besonders groß ist die Bandbreite alter Sorten bei den Kartoffeln. Heutzutage werden jedoch nur noch wenige Sorten angebaut, der Fokus liegt für gewöhnlich auf dem reichhaltigen Ertrag sowie einer guten industriellen Verwertbarkeit. Dabei ist die Liste der Kartoffeln lang – und ebenso ihre optische Vielfalt von dick bis dünn, klein bis groß, rund bis gebogen und in gelben, roten, blauen und schwarzen Farbvarianten. Genauso vielfältig sind dann auch die Namen wie Ackersegen, Rosa Tannenzapfen, Bamberger Hörnchen, Blauer Schwede oder Schwarze Ungarin. In Deutschland wird immer noch nur ein Bruchteil der zugelassenen 200 alten Sorten angebaut. Anders im Ausland: Franzosen, Engländer und Österreicher schaffen es bis heute, alte Sorten anzubauen und zu verkaufen.

Karotten

Bunte Karotten verbreiten sich in letzter Zeit wieder häufiger. Die Sorten sind teilweise weiß, gelb und lila und verfügen geschmacklich über mindestens ebenso viele Nuancen. Weniger nussig und süßlicher schmecken Pastinaken, die sich ebenfalls so langsam wieder ausbreiten und auf vielen Märkten erhältlich sind. Ihre Anwendung ähnelt jener von Karotten und Kartoffeln – von der Suppe bis zur Verarbeitung als Pommes ist alles möglich.

Tomaten

Black Cherry, Goldita, Rotkäppchen und Ochsenherzen – das sind nur einige der schätzungsweise mehr als 1.000 Tomatensorten weltweit. Die sind keineswegs alle rot und rund, sondern gelb, orange, grün, lila, schwarz, gemustert und gestreift, in rund, oval, glatt und geriffelt mit Größen zwischen einer kleinen Beere und einer reifen Grapefruit. Natürlich gibt es auch hier komplett unterschiedliche Geschmacksrichtungen, Ausprägungen des Fruchtfleisches und dessen Konsistenz.

Mairübchen, Topinambur & Co.

Ebenfalls oft durch moderne Kartoffelsorten verdrängt wurde lange Zeit das Mairübchen. Wie der Name schon sagt gibt es die geschmacklich an Radieschen und Rettiche erinnernden Knollen vorwiegend im Mai und Juni zu kaufen. Die Verfügbarkeit zieht sich allerdings in Wahrheit bis in den Herbst hinein.
Topinambur hingegen – auch weitgehend durch den Kartoffelanbau verdrängt – erinnert optisch an Ingwer, schmeckt jedoch wie Artischocke und wird zubereitet wie Kartoffeln. Mit einer Erntezeit zwischen November und März gehört auch diese Knolle zu den Wintergemüsen.
Weitere weitgehend vergessene Sorten sind unter anderem außerdem:

  • Meerkohl
  • Erdmandeln
  • Monstranzbohnen
  • Steirischer Ölkürbis
  • Erdbeerspinat
  • Haferwurzel
  • Steckrüben
  • Hopfenspargel
  • Wassernuss
  • Wilde Rauke

Alte Gemüsesorten im eigenen Garten anbauen

Der Anbau alter Sorten im eigenen Garten ist eigentlich kinderleicht. Die Pflanzen sind allesamt pflegeleicht, relativ widerstandsfähig gegen Schädlinge und robust. So ist die Erfolgschance auch bei Neulingen im Garten groß. Abgesehen davon, dass Samen meist online bestellt werden müssen, unterscheidet sich Pflanzen und Pflege kaum von klassischem Saatgut. Damit ist der Ablauf des Anbaus auch ähnlich:

1. Die Bodenvorbereitung erfolgt bei schweren Böden im Herbst durch das Umgraben der Erde mit einem Spaten. Mithilfe des Frostes zerfällt der Boden im Winter und ist im Frühjahr fein-krümelig.
2. Vor der Aussaat schadet es nicht, etwas Kompost in die Erde unterzumischen. Anschließend wird der Boden geebnet.

3. Die Aussaat erfolgt entsprechend der Anleitung auf der Verpackung entweder direkt ins Beet oder zunächst auf der Fensterbank. Einige Sorten eignen sich zudem auch für den Balkonkasten. Für das Gärtnern auf dem Balkon empfehlen sich dabei insbesondere Kleingeräte, um die Erde zu lockern und Unkraut zu entfernen.
4. Insbesondere in den ersten Monaten des Frühlings ist das regelmäßige Unkrautjäten unerlässlich. Wer hier am Anfang fleißig ist, ärgert sich im Sommer weitaus weniger mit dem lästigen Kraut herum. Mit dem Multistar-Unkrautentferner von WOLF-Garten ist die Arbeit dabei fast schon ein Kinderspiel.
5. Während des Wachstums muss die Erde um einige Pflanzen wie z. B. Kartoffeln immer wieder angehäufelt werden. Auch hierzu gibt es ein passendes Gerät von WOLF-Garten, das die Arbeit maßgeblich erleichtert.
6. Alte Sorten benötigen kaum Dünger. Will man das Wachstum dennoch durch einige Nährstoffe positiv beeinflussen, sollte unbedingt ein organischer Dünger wie der Natura Bio zum Einsatz kommen.
7. Am Ende der Wachstumsphase stehen Ernte und Genießen.

Allein aus geschmacklicher Sicht lohnt es sich, den Speiseplan um alte Sorten zu erweitern. Für den Anbau im eigenen Garten sind diese Pflanzen zudem äußerst dankbar, da sie besonders robust und pflegeleicht und damit auch für Anfänger geeignet sind.