Nahezu jeder Garten verfügt über eine Rasenfläche. Doch ist Rasen dabei längst nicht gleich Rasen: So vielfältig die Nutzungsmöglichkeiten tobender Kinder oder Eltern auf der Suche nach Ruhe und Entspannung sind, so vielseitig ist auch die Arten- und Sortenvielfalt von Rasensaatmischungen. Insgesamt 364 Rasensaaten gibt es in Deutschland. Naheliegend, dass die gewählte Sorte auch zur geplanten Nutzung passen muss, um auch wirklich jedem Anspruch gerecht zu werden.
Schließlich hat jede Rasensorte ihre ganz eigenen Vor- und Nachteile, die sich anhand von Trittverträglichkeit, Schnittverträglichkeit und Schattenverträglichkeit ausmachen lassen.

Da die Begrifflichkeiten der Saatgutmischungen jedoch nicht geschützt und ein Vergleich mit dem Bundessortenamt aufwändig ist, garantieren Regelsaatgutmischungen (RSM) eine im Labor getestete Mischung, die für den jeweiligen Nutzungszweck geeignet ist.

Rasenarten nach Nutzung

Insgesamt lassen sich fünf verschiedene Rasenarten nach ihrer Nutzung unterscheiden, die die Grundlage der RSM bilden.

Gebrauchsrasen 

Gebrauchsrasen ist strapazierfähig und belastbar, gleichzeitig bildet sich ein sattes Grün aus. So ist auf der einen Seite eine regelmäßige Pflege mit Mäher, Dünger und Vertikutierer erforderlich, auf der anderen hält sich der Aufwand soweit in Grenzen, dass Zeit bleibt, um die Fläche auch noch zum Grillen und Entspannen zu nutzen. Nicht umsonst ist der Gebrauchsrasen die am häufigsten genutzte Rasenart im heimischen Garten.

Zierrasen

Zierrasen ist das komplette Gegenteil von Gebrauchsrasen. Die Grashalme sind zart und bilden eine satte, unkrautfreie Grünfläche, ohne jedoch stark belastbar zu sein, da die zarten Halme bei jeder Belastung Schaden nehmen. Zudem ist Zierrasen pflegeintensiv und muss häufig gemäht, gedüngt und vertikutiert werden.

Landschaftsrasen 

Landschaftsrasen ist meist die erste Wahl für das Begrünen öffentlicher Flächen. Die Fläche ist zwar nicht so gleichmäßig dicht wie der heimische Rasen, doch hat diese Variante den Vorteil, dass die Halme langsamer wachsen. Das senkt den Pflegeaufwand, da der Rasen seltener gemäht werden muss.

Strapazierrasen

Strapazierrasen ist noch widerstandsfähiger gegen Belastungen als Gebrauchsrasen und eignet sich hervorragend für Areale, die einer permanenten Beanspruchung ausgesetzt sind. Ganz pflegeleicht ist Strapazierrasen jedoch nicht: Der Rasen muss regelmäßig gemäht und regelmäßig gewässert werden.

Tiefschnittrasen

Wie der Name vermuten lässt verträgt der Tiefschnittrasen besonders kurze Rückschnitte, ohne dass das Wachstum der Halme beeinträchtigt wird.

Weitere Unterscheidungen der Rasenarten

Jede Rasenart hat weitere Unterarten, die für bestimmte Nutzungen vorgesehen sind. So gehört der Spielrasen zu den Gebrauchsrasen, Schattenrasen ist eine spezielle Form des Gebrauchs- oder Zierrasens mit Rasensorten, die auch ohne permanente Sonneneinstrahlung gedeihen.

Spielrasen

Spielrasen ist als Gebrauchsrasen sehr robust und regenerationsfähig und eignet sich besonders für stark beanspruchte Flächen, die häufig von spielenden Kindern genutzt werden - ganz gleich, ob es sich um den Bereich um die Schaukel oder eine Fläche handelt, die zum Fußballspielen genutzt wird.

Englischer Rasen

Englischer Rasen ist die wohl bekannteste Rasenart: Eine akkurat geschnittene, sattgrüne und dichte Grünfläche ziert auch außerhalb Englands so manchen Garten. Im Gegensatz zu einem reinen Zierrasen ist englischer Rasen robust und trittfest, resistent gegen Krankheiten und frei von Unkraut. Kein Wunder, dass ein solcher Rasen pflegeintensiv ist und einen regelmäßigen Schnitt erfordert.

Schattenrasen 

Auf Flächen, die nur selten von Sonne bestrahlt werden, werden klassische Rasensorten nur schwer zu einem satten Grün kommen. Spezieller Schattenrasen ist auf genau diese Verhältnisse zugeschnitten und gedeiht auch bei geringerer Sonneneinstrahlung und der höheren Gefahr von Staunässe dank einer höheren Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten prächtig. Umgekehrt gibt es auch hitzeresistente Rasenarten, die durch ein tiefer ausgebildetes Wurzelwerk auch bei längeren Trockenperioden nicht austrocknen.

Naturrasen

Weitere Formen der Naturwiese sind Duftrasen, Naturrasen oder auch ein Kräuterrasen, die sich alle durch eigene Rasenmischungen auszeichnen. Und auch eine Blumenwiesenmischung kann freie Flächen im Garten zieren. All diese naturnahen Saatmischungen zeichnen sich durch den geringen Pflegeaufwand und herrlich duftende Wiesen aus, die zahlreiche Insekten anziehen. Das einzige, was bei diesen anspruchslosen Rasensaaten zu beachten ist, ist die Wahl der passenden Saat für die jeweilige Bodenbeschaffenheit.

Sportrasen

Sportrasen ist eine Unterart des Strapazierrasens. Fußballplätze oder Golfanlagen sind einer permanenten Belastung ausgesetzt. Gleichzeitig sind die Spieler auf besonders dichte Rasenflächen angewiesen, um optimale Rolleigenschaften zu erzielen. Spezielle Sportrasenmischungen kommen diesen Ansprüchen durch besonders breite Halme nach, die eine dichte Rasenfläche bilden. Damit diese jedoch dauerhaft dicht und belastbar bleibt, ist der Pflegeaufwand für Mähen, Düngen und Vertikutieren hoch.

Entscheidend ist vor allem die richtige Höhe des Rasens. Um die Gräser nicht zu verletzen und das Austreiben zu stören, ist eine Schnittlänge von etwa 40 mm geeignet. Während der Wachstumsphase ist etwa jede Woche ein Schnitt fällig, später reicht ein Schnitt alle 14 Tage.

Magerwiese

Per Definition ist eine Grünfläche, die auch Kräuter, Klee und andere Pflanzen enthält, kein Rasen, sondern eine Wiese. Eine solche zeichnet sich vor allem durch den geringen Pflegeaufwand und ihre Strapazierfähigkeit aus.

Für Gartenbereiche, die nicht permanent als Wegfläche dienen, eignen sich unter Umständen Magerwiesen. Diese Saatmischungen verfügen neben einem Anteil an Rasensamen an Kräutern und Wildblumen, die im Sommer Bienen und Schmetterlinge anziehen und in prächtigen Farben erstrahlen. Allerdings wirken die Flächen im Winter oft braun und verkümmert, bis das Grün im Frühjahr erneut austreibt. Wer sich also auch im Winter an einem satten Rasenteppich erfreuen möchte, wählt besser keinen Magerrasen aus.

Gleichzeitig haben diese Rasenmischungen den großen Vorteil des geringen Pflegeaufwandes: Düngen ist nicht notwendig, gemäht werden muss nur etwa zweimal jährlich. Auch kann man sich das Kräuterbeet im Nutzgarten sparen, da Kräuter wie Estragon, Salbei oder Basilikum bereits enthalten sind. Wer direkt eine Kräuterrasen-Saat auswählt, hat besonders viele Wildkräuter vor der Tür. Die idealen Bodenvoraussetzungen für Magerrasen sind dabei nährstoffarme Böden. 

Parkplatzrasen

Parkplatzrasen muss höchsten Ansprüchen genügen, wobei es hier ganz unterschiedliche Beanspruchungsklassen gibt. Die Aussaat erfolgt meist zwischen Rasenklinkern oder -gittern, damit auf derartigen Nutzflächen das Versickern des Regenwassers sichergestellt ist.
Bei einem speziellen Schotterrasen, der für Flächen geeignet ist, die nur gelegentlich mit Fahrzeugen befahren werden, ist der Untergrund aus Schotter gestaltet, was in der Regel eine spezielle Vorbereitung des Bodens vor der Aussaat erfordert.

Rasen anlegen

Rasen kann man entweder konventionell aussäen oder man verlegt ganz einfach fertigen Rollrasen, der binnen kürzester Zeit ein einwandfreies Ergebnis liefert. Allerdings ist der Preisunterschied gewaltig.

Fertigrasen

Wie der Name erahnen lässt, kommt diese Rasenart für rund 10 € / m²an der Haustür an und wird auf Wunsch gleich fachmännisch verlegt (die Lieferung ohne Verlegung startet  bei etwa 4 € / m²).  Fertigrasen, oft auch als Rollrasen bezeichnet, wird in einer großen Rolle angeliefert und braucht auf der künftigen Rasenfläche nur noch ausgerollt und mit einer Walze angedrückt werden. Das mühsame Säen und Gießen entfällt, der Rasen ist fast sofort gebrauchsfertig. 

Damit die Fläche optimal am Erdboden anwächst, sollte man auch hier nicht auf das Angießen verzichten. Das erste Mähen erfolgt, wenn der Rasen von seiner Ursprungslänge um ca. 2-3 cm gewachsen ist - dann ist davon auszugehen, dass sich die Wurzeln so weit mit dem Boden verbunden haben, dass sie auch die Nährstoffe von dort beziehen.

Kunstrasen

Vorzugsweise auf Balkonen und Terrassen verlegt wird Kunstrasen, auch als Teppichrasen bezeichnet - ein Teppich, der wie Rasen aussieht, jedoch keiner ist. Optisch sind Kunstrasen der neuesten Generation kaum noch von echtem Rasen zu unterscheiden, sodass immer wieder auch ein Einsatz im Garten erfolgt. Unkraut jäten, Rasenmähen und Nachsaaten gehören hier der Vergangenheit an und der Rasen ist ganzjährig nutzbar. Allerdings gibt es auch Nachteile: Wirklich hochwertiger Kunstrasen ist kostspielig, das Gefühl beim Barfußlaufen bleibt stets ein anderes und für große Gartenflächen ist Kunstrasen kaum geeignet.

Rasen ist nicht gleich Rasen. Wer möglichst viel und dauerhaft Freude an heimischen Grünflächen haben möchte, sollte sich nicht nur mit der geplanten Nutzung auseinandersetzen, sondern auch die Bodenbeschaffenheit ermitteln.